Aktiv, kommunikativ und engagiert, das war Sandra Püntener schon immer. Ob im Beruf oder Sport, in der Familie oder in ehrenamtlichen Tätigkeiten, die eidg. diplomierte Luftverkehrsangestellte gibt überall Vollgas. Unter anderem auch auf der Piste, als Sportlerin und Schneesportlehrerin.
Bereits ein Jahr nach ihrem Lehrabschluss bei der Swissair in Kloten nutzt sie ihre erworbenen Sprachkompetenzen und ihre Serviceorientierung, um sich im Winter dem Schneesport und im Sommer diversen sportlichen Aktivitäten wie Trekking oder River-Rafting zu widmen. Nicht privat, sondern beruflich.
Unterricht am Berg und auf dem Fluss
In Bellwald gibt sie in den Wintermonaten Ski- und Snowboardunterricht, absolviert dafür neben einem Kinder- und Snowboardlehrerdiplom auch diverse andere Kurse.
Im Sommer leitet Sandra Püntener Trekking- und Wanderwochen in Korsika, Italien und der Schweiz, leitet Outdoor- und Teamanlässe und ist als River Rafting Guide in der Schweiz unterwegs.
Führen, leiten, unterrichten. Und das nicht nur in schweizerdeutsch, sondern mehrsprachig. Und so verfügt sie heute neben Deutsch über sehr gute Französisch- und Englisch-Kenntnisse, spricht Italienisch und Spanisch auf hohem Niveau und auch das Romanisch ist ihr nicht ganz fremd.
Ein kleiner Zwischenstopp und dann in den Schnee
Sandra Püntener ist noch keine 30, da will sie noch einmal wissen, ob ihr erlernter Beruf als Luftverkehrsangestellte nicht vielleicht doch noch etwas für sie sein könnte. Sie beginnt bei Air Engiadina in Belp, bleibt dort zwei Jahre und muss dann doch feststellen, dass dies nicht die Richtung ist, die sie beruflich einschlagen möchte.
Also packt sie wieder ihre Sachen und folgt ihrer Leidenschaft – dem Unterrichten. Diesmal in St. Moritz. Und diesmal nicht ausschliesslich als Schneesportlehrerin. Sie absolviert eine Weiterbildung für das Unterrichten sehbehinderter und blinder Sportler/innen in Snowboard, Ski und Langlauf. Die dort erworbenen Kenntnisse kann sie direkt einsetzen. In der internen Aus- und Weiterbildung der Schneesportlehrer/innen in St. Moritz sensibilisiert sie diese für die Kursanforderungen für blinde und sehbehinderte Schüler/innen, schult die Lehrenden im Umgang mit dieser Zielgruppe und ist auch selbst weiterhin als Schneesportlehrerin aktiv.
Eine neue Leidenschaft entdecken
Spätestens da merkt Sandra Püntener, dass sie nicht nur gerne Schüler/innen unterrichtet, sondern auch die Ski- und Snowboard-Lehrenden. Wissen und Kompetenzen vermitteln, damit diese gezielt weitergegeben werden können. «Jeder Mensch bringt seine Persönlichkeit ein, hat unterschiedliche Voraussetzungen und Fähigkeiten – und jeder lernt anders. Das macht diese Tätigkeit spannend, abwechslungsreich, interessant – und manchmal auch herausfordernd», sagt sie über ihren Antrieb, andere zu unterrichten.
Daher entschliesst sie sich dazu, ihre im Laufe der Jahre erworbenen Zertifikate, Patente und Diplome im Schneesport Unterrichten und in Lawinenkunde, ihre Sprachprüfungen, Belege aus dem Luftverkehr / Tourismus, BLS / Nothelferkurs und weitere Bescheinigungen einzureichen und den eidgenössischen Fachausweis als Schneesportlehrerin zu beantragen. die sie in Pädagogik, Didaktik, Methodik und Sportmotorik und im Schneesportunterricht schult, in Lawinenkunde, Marketing und Kommunikation und in so einigem mehr.
Der nächste Lebensabschnitt
Sandra Püntener hat nicht nur eine neue Leidenschaft gefunden, sondern auch eine neue Heimat, weit weg von ihren Heimatorten Bellwald und Erstfeld – in Samedan. Hier fühlt sie sich wohl, hier kann sie sich ausleben, ihre Fähigkeiten einsetzen und andere anleiten und schulen. Und hier wird sie dreifache Mutter, passt ihr eigenes Leben dem neuen Leben an und bleibt dennoch weiterhin sehr aktiv. Im Winter weiterhin als Schneesportlehrerin, wenn auch nun mit geringerem Pensum. Dafür beginnt sie mit ehrenamtlichen Tätigkeiten. 12 Jahre ist sie Leiterin Jugendriege und Kinderturnen in Samedan, 2008 – 2019 Vorstandsmitglied und Aktuarin der evangelischen Wohnbaugenossenschaft Promulis und seit 2009 Leiterin und Präsidentin der Frauenriege. Denn Sport und Bewegung nehmen nach wie vor eine wichtige Bedeutung in Sandra Pünteners Leben ein.
Und dann kommt die Feuerwehr
Und eine wichtige Bedeutung in ihrem Leben nimmt seit 2006 auch die Feuerwehr ein. Erst als Angehörige der freiwilligen Feuerwehr, später auch als Vizekommandantin der Feuerwehr Samedan-Pontresina, nimmt Sandra Püntener nun neue Aufgaben in ihrem Leben wahr.
Heute führt sie nicht nur in den Wintermonaten Schneesportschüler/innen und -lehrer/innen sondern auch Feuerwehrleute. Seit 2014 ist sie als Kommandomitglied mit der Führung der Feuerwehr betraut, erstellt die Jahresplanung der Übungen, führt diese durch und kontrolliert sie, leitet Einsätze und nimmt immer weitere Herausforderungen an.
Von der freiwilligen Feuerwehrfrau zur Bezirksinspektorin
Nach ihrer Ausbildung zur Feuerwerkinstruktorin bei der Feuerwehrkoordination Schweiz FKS ist sie 2017-2019 als Feuerwehr-Instruktorin im Nebenamt bei der GVG Feuerwehr (Gebäudeversicherung Graubünden), ist dort mit anderen Inspektoren in die Aus- und Weiterbildung der Feuerwehr- und Kaderleute im Kanton involviert und wird 2020 zur Feuerwehr-Bezirksinspektorin ernannt.
Als einzige Frau verwaltet sie einen der 7 Feuerwehrbezirke, denen insgesamt rund 40 nebenamtliche Feuerwehrinstruktoren und etwa 4'000 Angehörige der Feuerwehr unterstellt sind. Eine grosse Verantwortung für Sandra Püntener und eine grosse Freude. Denn hier kann sie ihre Kompetenzen voll einbringen, ihr Wissen aus 15 Jahren Feuerwehrfrau, ihre Schulungsfähigkeiten und Führungskompetenzen.
Sie bildet Instruktoren und Feuerwehrleute im ganzen Kanton aus, führt und unterstützt die Feuerwehren im Bezirk Oberengadin, Bergell und Puschlav, hat die Verantwortung für die Kaderweiterbildungen (Offiziere und Gruppenführer) im Bezirk und unterstützt bei schwierigen Einsätzen die Einsatzleitung, hat das Kurskommando des kantonalen Gruppenführerkurses und ist mit der Ausarbeitung und Überarbeitung von Feuerwehrkursen und Lektionen betraut.
Leiten, führen, ausbilden
Um all diesen Aufgaben gerecht zu werden und sich auch zukünftig im Bereich der Bildungsentwicklung und Ausbildungsleitung weiterzuentwickeln, absolviert Sandra Püntener 2020 den eidg. Fachausweis zur Ausbilderin. Im Zuge dieser eidgenössischen Berufsprüfung erarbeitet sie in dieser Zeit ein Bildungskonzept für die regionale Grundausbildung der Feuerwehren im Oberengadin und Bergell, das von den beteiligten Feuerwehren umgesetzt wird. Ziel ist es, die Ausbildung der Feuerwehrleute qualitativ zu verbessern bei gleichzeitig weniger Aufwand für die Feuerwehren. Und dass sie ihr Ziel erreicht hat, bescheinigen ihr gleich zwei Kommandanten:
Sergio Engel, Feuerwehrkommandant Pompieri Bregaglia:
«Ich kann bestätigen, dass eine solche gut organisierte Regionale Basisausbildung den Aufwand der einzelnen FW, aber auch der Teilnehmenden sehr vereinfacht. Dieses Projekt hat von meiner Seite aus die Ziele übertroffen und ich bin sehr zufrieden. Freue mich schon auf das kommende Jahr, um wieder teilnehmen zu können.»
Daniel Büchi, Kommandant Stützpunkt-Feuerwehr St.Moritz:
«Eine solide Basis ist Voraussetzung für ein funktionierendes Teamwork. Diese Basis wird in einer Saison mit wenig Aufwand für die einzelnen Wehren vermittelt. Der Austausch zwischen den Ausbildnern und den Neueingeteilten sowie das Kennenlernen der Nachbarwehren tragen zum regionalen Denken bei. Diese Grundausbildung gibt nicht nur den jungen Feuerwehrleuten Selbstvertrauen und Sicherheit, auch die älteren AdF merken, dass die Neueingeteilten wissen was zu tun ist. Nur so kann bei Übungen und Einsätzen Erfahrung gesammelt werden. Ich freue mich, meine neuen AdF nächstes Jahr in die anderen Wehren zur Grundausbildung zu schicken bzw. bei mir in St. Moritz zu begrüssen.»
Voller Tatendrang zu neuen Herausforderungen
Stete Weiterentwicklung, Verbesserung und Engagement sind einige der Faktoren, die zu Sandra Pünteners beruflichem Erfolg beigetragen haben. Und genau so soll es für sie auch weitergehen. Stillsitzen und die Beine hochlegen, das ist nichts für die tatkräftige End-40erin. Ihre weiteren beruflichen Pläne stehen bereits fest. Um weiterhin für die Feuerwehren ihr Bestes und noch mehr geben zu können, wird sie den Kurs der Feuerwehrkoordination Schweiz FKS «Führung Grossereignis» absolvieren.
Doch auch ihre Kompetenzen im Bildungsmanagement will sie weiterhin ausbauen. Fast zeitgleich mit der Feuerwehrweiterbildung startet sie den Diplomlehrgang DAS Bildungsmanagement der Lernwerkstatt Olten in Kooperation mit der FHNW, der rund ein Jahr dauern wird. Im Anschluss soll eine Festanstellung im Bildungsmanagement, in der Bildungsentwicklung oder der Ausbildungsleitung folgen, die ihr die Möglichkeit gibt, «Ideen zu entwickeln, Ausbildungen zu überarbeiten und etwas zu bewegen», wie Püntener strahlend sagt. Denn genau das ist es, was sie antreibt: sich selbst und andere voranzubringen.
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Sandra Püntener